Content-Genres – Was ist das und wie definierst du sie?

In diesem Beitrag geht es um Content-Genres – oder besser gesagt: um die Genres, die deine Geschichtenidee am genauesten beschreiben.

Eine Frage, die im Coaching ganz zu Beginn oft gestellt wird, ist: Wie und wo fange ich an, eine Geschichte zu schreiben? Und obwohl jede Idee individuell ist, ist meine Antwort auf diese Frage immer dieselbe: Finde heraus, in welches Content-Genre deine Idee passt.

Ich werde dich gleich durch 5 Fragen lotsen, mit denen du deine Content-Genres herausfinden kannst. Aber bevor wir damit starten, lass mich erst einmal erklären, was Content-Genres genau sind – immerhin nutze ich diesen Begriff in diesem Beitrag nicht zum ersten Mal.

Ein Hinweis am Rande: Dieser Blog ist die schriftliche Variante des „Schreiben mit Stil“-Podcasts. Wenn du dir den Inhalt dieses Beitrags also lieber anhören möchtest – hier kommst du zur entsprechenden Episode:

Woher die Content-Genres kommen: Shawn Coynes „Story Grid“

Die Content-Genres sind keine Erfindung von mir. Sie wurden von Shawn Coyne entwickelt, einem Lektor aus den USA, der in seiner Karriere mit einigen Bestseller-Autor*innen gearbeitet hat. Was ihm zu Beginn seiner Laufbahn als Lektor fehlte, war eine konkrete Anleitung, wie man denn vorgeht, um eine Geschichte zu bewerten, die Schwachstellen aufzudecken und auszumerzen. Er suchte nach einer Methode, die wirklich ins Detail geht, und sich nicht nur ein wenig an der 3-Akt-Strukutur entlanghangelt – und hat sie dann in Form des Story Grids mit den Jahren selbst entwickelt.  

Mir ging es zu Beginn meiner Selbstständigkeit ähnlich. Denn die 3-Akt-Struktur macht zwar vieles klar, stößt aber an ihre Grenzen, wenn es um eine handlungsorientierte Geschichte mit Subplots und einer starken Charakterentwicklung geht. Ich war deshalb richtig begeistert, als das Konzept der Content-Genres kennengelernt habe.

Kommerzielle Genres vs. Content-Genres

Anders als die kommerziellen Genres, die du kennst, definieren Content-Genres, was eine Geschichte inhaltlich abdeckt. Oder anders gesagt: Kommerzielle Genres sind die Verkaufskategorien, die bestimmen, wo ein Buch platziert wird oder wie es in einer Buchhandlung oder online verkauft wird. „Fantasy für Jugendliche“ oder „Science-Fiction für Erwachsene“ sind Beispiele für kommerzielle Genres, die zusätzlich einer bestimmten Altersgruppe zugerechnet werden. Damit sind kommerzielle Genres eine Art Etikett, die den Leser*innen helfen, die Art von Geschichte zu finden, die sie lesen möchten. Vielleicht hilft es dir, wenn du hier in der Kategorie „Leser-Genres“ denkst.

Die Content-Genres dagegen sind die Genres der Lektor*innen und Autor*innen – also „deine“ Genres. Sie sagen dir, was inhaltlich in deiner Geschichte enthalten sein muss, damit sie die Leser*innen zufriedenstellt. Dafür beschreibt jedes Content- oder Inhalts-Genres eine Reihe an Schlüsselszenen und Konventionen, die die Leser*innen intuitiv in einer Geschichte dieses Genres erwarten und was sie beim Lesen fühlen wollen (ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht). Bei Horror zum Beispiel möchten sie sich fürchten, bei Action den Nervenkitzel spüren oder bei einer Liebesgeschichte selbst Schmetterlinge im Bauch haben. An diesen Beispielen siehst du, dass jedes Genre eine andere emotionale Erfahrung mit sich bringt.

Klar gibt es einige Überschneidungen bei kommerziellen und den Content-Genres. Romance beispielsweise ist sowohl ein kommerzielles als auch ein inhaltliches Genre. Das heißt, eine Leserin könnte in eine Buchhandlung gehen, in der Romance-Abteilung nach Liebesromanen stöbern und würde sehr wahrscheinlich genau die Geschichte finden, die sie lesen will. Sie hätte auch eine ziemlich gute Vorstellung davon, was sie beim Lesen dieser Geschichte fühlen möchte.

Da Romance aber auch ein Content-Genre ist, kann das dir als Autor*in helfen, im Blick zu haben, welche Art von Szenen, Figuren etc. deine Geschichte benötigt, um zu funktionieren. Denn das ist es, was die Schlüsselszenen und Konventionen eines jeden Genres definieren.

Schauen wir uns noch ein Beispiel an: Stell dir vor, du gehst als Leser*in in eine Buchhandlung und suchst ein neues Young-Adult-Buch. Natürlich gehst du direkt in die Jugendbuch-Abteilung. Aber was genau findest du denn dort? Es könnte buchstäblich ALLES sein: ein Krimi für Jugendliche, eine Liebesgeschichte für Jugendliche, ein Thriller für Jugendliche …

Wenn du als Autor*in weißt, dass du ein Jugendbuch schreiben willst, ist das schon ein guter Anfang. Du weißt, an welche Altersgruppe sich deine Geschichte richtet, kannst davon die Tonalität ableiten und wie weit die Konflikte für das Alter angemessen eskalieren können. Aber die Bezeichnung „Jugendbuch“ sagt dir noch gar nichts darüber, was deine Geschichte inhaltlich erzählt und was sie benötigt, um zu funktioniert. Du weißt nicht, welche Szenen es braucht, damit die Spannung einem fesselnden Bogen folgt, welche Art von Figuren neben deiner jugendlichen Hauptfigur auftreten sollten etc.

Kurz gesagt: Als Autor*in musst du natürlich das kommerzielle Genre deiner Geschichte kennen und verstehen, damit du sie gezielt bei Agenturen oder Verlagen vorstellen kannst oder im Selfpublishing deine Wunschleser*innen erreichst.

Damit deine Geschichte diese Leser*innen aber auch überzeugt, du gute Rezensionen sammeln und sie zu Fans machen kannst, ist es noch viel wichtiger, dass du die inhaltlichen Genres deiner Geschichte kennst und erfüllst.

Finde deine Content-Genres: Handlung vs. Charaktere

Jetzt da du den Unterscheid zwischen kommerziellen und inhaltlichen Genres kennst, lass uns anschauen, wie du die Content-Genres deiner Geschichte definierst. Dafür musst du zuallererst wissen, ob deine Geschichte eher plot-driven, also handlungsgetrieben, oder character-driven ist, ob sie also von den Entscheidungen und der charakterlichen Entwicklung deiner Hauptfigur gesteuert ist.

Handlungsgetriebene Geschichten sind das, was in Shawn Coynes Story Grid die externen Content-Genres darstellen. Davon gibt es sieben:

Action, wie „Die Tribute von Panem“ oder die Marvel-Filme.

Krimi (oder auch Mystery), wie „Knives out“ oder „Der Pate“.

Romance, wie „Bridgerton“ oder „Save me“.

Thriller, wie „Das Schweigen der Lämmer“ oder „Gone Girl“.

Performance, wie „Karate Kid“ oder „Sister Act“.

Horror, wie „Halloween“ oder „The Shining“.

Gesellschaft, wie „Der Club der toten Dichter“ oder „Divergent“.

Im Gegensatz zu diesen handlungsgetriebenen Geschichten werden charaktergetriebene Geschichten in erster Linie durch innere Konflikte vorangebracht. Hier steht also ein Konflikt im Mittelpunkt, der aus der Hauptfigur selbst kommt. Das kann alles Mögliche sein, von Selbstzweifeln über Ängste bis hin zu einer Art Wunde aus der Vergangenheit, die die Hauptfigur daran hindert, ihr bestmögliches Leben zu leben. Für diese inneren Konflikte gibt es drei interne Content-Genres.

Moral, wie „The Wolf of Wall Street“ oder „Eine Weihnachtsgeschichte“.

Status, wie „Gladiator” oder „Der Teufel trägt Prada“.

Weltanschauung. Das findet sich mit Abstand in den meisten Geschichten. Besonders anschauliches Beispiele sind „Vielleicht lieber morgen“ oder „Der große Gatsby“.

Was ist mit Fantasy und Science-Fiction?

Wenn du dich jetzt fragst, warum in dieser Liste weder Fantasy noch Science-Fiction auftauchen – das sind rein kommerzielle Genres. Die Bezeichnungen „Science-Fiction“ oder „Fantasy“ sagen den Leser*innen, dass sie in einer Geschichte futuristische, wissenschaftliche, magische oder fantastische Elemente erwarten können, aber sie sagen nichts über die Geschichte an sich aus, also darüber, worum es in einer Geschichte geht.

Wenn du also Science-Fiction oder Fantasy schreibst, heißt das, dass du eines der Inhaltsgenres wählen solltest und dieses dann in dein futuristisches oder fantastisches Setting einbettest. In der Regel werden hier per Content-Genre-Definition Action-Geschichten erzählt – du könntest aber theoretisch jedes der Content-Genres im Rahmen eines Science-Fiction- oder Action-Settings erzählen. In Romantasys beispielsweise kommen in der Regel das Action- und das Romance-Genre als externe Content-Genres zusammen.

Und zusätzlich kombinieren moderne Geschichten meist ein externes und ein internes Content-Genre. Denn das stellt sicher, dass die externe Handlung eine Hauptfigur persönlich betrifft und sie sich entwickeln muss – Stichwort: Character-Arc. So bekommt eine Geschichte viel mehr Tiefe. In Romantasys ist die klassische Kombination also Action + Romance + Weltanschauung.

Du brauchst ein Haupt-Genre

Trotzdem gibt es in einer solchen Kombination immer ein zentrales Haupt-Genre. Bei Bridgerton beispielsweise ist das ganz klar Romance, denn der Liebesplot ist deutlich stärker ist als die interne Weltanschauungs-Entwicklung der Figuren. Und bei „Die Tribute von Panem“ ist es Action, auch wenn hier ab Band 2 zunehmend das Gesellschafts-Genre einfließt und es auch interne Weltanschauungs-Elemente gibt.

Es ist wichtig, dass du dieses zentrale Haupt-Genre definierst, weil es dich beim Schreiben wie ein Kompass durch deine Geschichte leitet. Und darüber hinaus hilft es dir, wenn es ans Marketing deines Buchs geht, deine Leser*innen und Leser nicht zu verwirren. Wenn ein Leser zum Beispiel einen Krimi sucht und dann eine Geschichte über einen Detektiv serviert bekommt, der ständig darüber nachgrübelt, wie er seiner Nachbarin den Hof machen kann, anstatt dass er das Verbrechen aufklärt, wird er das Buch sehr wahrscheinlich früher oder später abbrechen.

Du hast jetzt einen groben Eindruck von den insgesamt 10 Content-Genres bekommen. Darauf bauen wir jetzt auf und gehen fünf Fragen durch, mit denen du deine Content-Genres und vor allem dein dominierendes Haupt-Genre definieren kannst. Ein kleiner Hinweis hier schon mal: Diese fünf Fragen findest du auch im begleitenden Worksheet zur Folge, das ich dir direkt in deinen Maileingang schicke, wenn du dich in meinen Newsletter einträgst.

Frage #1: Welche Rolle übernimmt deine Hauptfigur in deiner Geschichte?

Diese Frage zielt darauf ab, was für eine Aufgabe deine Hauptfigur übernimmt. Was ist eine grundlegende Handlung, die sie ausführen wird?

Wenn du etwa einen Thriller schreibst, sollte deine Hauptfigur eine Art Ermittler sein, dessen Leben im Laufe der Geschichte in Gefahr ist. Bei einem Krimi ist die Hauptfigur meist ebenfalls ein*e Ermittler*in, die oder der ein Verbrechen aufklären möchte – also jemand, der bei der Polizei arbeitet, oder aber ein*e private*r Ermittler*in wie Cormoran Strike oder Miss Marple. Bei Krimis gibt es im Gegensatz zu Thrillern aber selten das „Auf-Leben-und-Tod“-Element.

Ein weiteres Beispiel: Wenn du eine Geschichte schreiben willst, in der sich deine Hauptfigur verliebt und nach einigen Umwegen mit dem Menschen ihrer Träume zusammenkommt, bewegst du dich ziemlich sicher im Romance-Genre.

Was ist also die dominierende Handlung – ermitteln, sich verlieben etc. – die deine Hauptfigur in deiner Geschichte erleben wird?

Wenn du diese Frage noch nicht klar beantworten kannst, hilft dir vielleicht, dir anzuschauen, was deine Hauptfigur erreichen möchte oder was sie sich wünscht, und warum sie das tut.

Dieses Ziel oder dieser Wunsch deiner Hauptfigur bildet das Fundament deiner Geschichte.

Und jedes Content-Genre beschreibt ein ganz klares, zentrales Ziel, auf das alles heruntergebrochen werden kann. Als Beispiel: Ist für deine Hauptfigur das wichtigste Ziel, am Leben zu bleiben? Dann schreibst du sehr wahrscheinlich eine Action-Geschichte, eine Horror-Geschichte oder einen Thriller.

Frage #2: Wer oder was ist die antagonistische Kraft deiner Geschichte?

Die Beziehung zwischen deiner Hauptfigur und der Antagonistin bzw. dem Antagonisten ist die wichtigste Beziehung in deiner ganzen Geschichte. Wenn du also weißt, wer dein*e Antagonist*in ist und was sie oder er erreichen möchte, bringt dich das deinem Content-Genre einen großen Schritt näher.

In handlungsgetriebenen Geschichten muss sich die Hauptfigur IMMER einer externen antagonistischen Kraft stellen. In einer Romance beispielsweise ist das der Love Interest, in einem Krimi der Verbrecher oder Mörder und in einer Performance-Geschichte ein Konkurrent der Hauptfigur.

In den charaktergetriebenen Geschichten dagegen kommt der Konflikt, wie zuvor erwähnt, aus der Hauptfigur selbst heraus. In einer Moral-Geschichte beispielsweise müsstest du externe Ereignisse kreieren, die den Moralkodex deiner Hauptfigur infrage stellen. Und in einer Weltanschauungs-Geschichte müsste deine Hauptfigur sich wiederholt an einer falschen Sicht auf sich selbst oder auf die Welt um sie herum reiben.

Frage #3: Was ist die alles überspannende Frage deiner Geschichte?

Jede Geschichte sollte möglichst zu Beginn eine zentrale Frage aufwerfen, die am Ende beantwortet wird. Ganz allgemein gesagt lautet diese Frage bei einer Romance: „Werden die beiden am Ende zusammenkommen?“ Bei einem Krimi: „Wird der Verbrecher gefasst und vor Gericht gestellt?“ Bei einer Performance-Geschichte: „Erreicht die Hauptfigur ihr Ziel?“

Bei den internen Genres sind die zentralen Fragen ebenso klar. Bei einer Moral-Geschichte lautet sie etwa: „Wird die Hauptfigur am Ende das Richtige tun?“ Bei einer Status-Geschichte: „Wird die Hauptfigur ihren wahren Wert erkennen?“ Bei einer Weltanschauungsgeschichte: „Wird sie ihre falsche Überzeugung ablegen können?“

Natürlich sind diese Beispiel-Fragen noch sehr allgemein gehalten und sollten für jede Geschichte individueller ausfallen. Aber sie zeigen dir schon einmal, in welche Richtung es gehen kann. Was ist also die zentrale Frage deiner Geschichte?

Wenn du hier noch nicht weiterweißt, kannst du dich auch fragen, welche wichtige Entscheidung deine Hauptfigur am Ende treffen muss. Diese Entscheidung führt die Antwort auf die zentrale Frage herbei, die im Climax der Geschichte umgesetzt wird.

Frage #4: Was ist das (universelle) Thema deiner Geschichte?

Dieser Frage haben wir uns im allerersten Beitrag bereits ganz ausführlich gewidmet – übrigens auch mit Verweis auf die Content-Genres. Zur Erinnerung: Es geht hier darum, was du über die Welt, über die Liebe oder was auch immer zu sagen hast.

Jedes Content-Genre hat eigene universelle Themen, die es in der Regel behandelt. Ich sage „in der Regel“, weil es immer Ausnahmen geben kann. Im Grunde ist es jedoch nicht verkehrt, sich an diesen universellen Themen zu orientieren. Wenn du also das Thema deiner Geschichte kennst, kannst du meist auch das zentrale Content-Genre deiner Geschichte bestimmen.

Wenn du zum Beispiel etwas über die Liebe sagen möchtest, schreibst du sehr wahrscheinlich im Romance-Genre. Wenn es dir um Gerechtigkeit geht oder darum, dass Verbrecher zur Rechenschaft gezogen werden, schreibst du dagegen einen Thriller oder Krimi.

Frage #5: Was sind deine Vergleichstitel?

Also welche schon veröffentlichten Geschichten ähneln der Geschichte, die du schreiben willst?

Wenn du deine Genres bis hierhin noch nicht festlegen konntest, kann es dir helfen, dir diese Vergleichstitel anzuschauen. Achte hier auf gleiche Elemente, etwa ein Academy-Setting, verbunden mit Schmetterlingen im Bauch wie bei „Save Me“ von Mona Kasten – hier ist das globale Content-Genre Romance. Wenn du eine Geschichte wie „The Handmaid’s Tale“ schreiben möchtest, bewegst du dich dagegen wahrscheinlich im Gesellschafts-Genre.

Deine Vergleichstitel bringen übrigens einen großen Vorteil mit: Du kannst dir direkt anschauen, wie in diesen Geschichten die Schlüsselszenen und Konventionen der jeweiligen Genres umgesetzt wurden.

Content-Genre: check! Und jetzt?

Ich hoffe, diese fünf Fragen konnten dir helfen, das zentrale Content-Genre deiner Geschichte zu definieren. Wenn dir jetzt noch nicht der Kopf raucht, lass uns gern anschauen, was dein nächster Schritt ist, wenn du dein zentrales Content-Genre kennst. Denn schon allein damit kannst du eine Menge anfangen.

Es gibt dir in Grundzügen eine Form deiner Geschichte vor, mit der sie funktioniert; also welche Szenen deine Leserinnen und Leser unbewusst erwarten und welche Elemente sie inhaltlich abdecken sollte. Dein zentrales Content-Genre gibt dir auch einen Anhaltspunkt, welchen Verlauf deine Geschichte vom Anfang bis zum Ende nehmen wird. Und es gibt dir einen Hinweis, was deine Hauptfigur in deiner Geschichte antreibt.

Falls du die Sorge haben solltest, dass dadurch am Ende eine Geschichte einer anderen genau gleicht – nein, diese Gefahr besteht nicht. Die Content-Genres lassen dir genug Spielraum, deine Geschichte individuell zu erzählen. Ich lade dich sogar ein, die Konventionen für dich neu zu interpretieren! Das Wichtigste ist nur, dass du sie auf irgendeine Weise abhakst.

Wie wäre es mit einem Beispiel: Nehmen wir an, du hast vor, einen Liebesroman zu schreiben. Das zu wissen, hilft dir schon, abzuleiten, was deine Leser*innen am Anfang, in der Mitte und am Ende deiner Geschichte erwarten.

Am Anfang sollte es den Lovers-Meet-Moment geben, an dem deine Hauptfigur und der Love Interest sich begegnen – entweder zum ersten Mal überhaupt, oder sie treffen hier zu einem für die Geschichte wichtigen Moment aufeinander. Diesen Moment braucht es in einer Romance schon recht früh, denn du kannst keine Liebesgeschichte erzählen, wenn die beiden Liebenden nie oder erst in der Mitte der Geschichte miteinander in Berührung kommen.

In der Mitte muss es dann zu einer Annäherung kommen. Wir müssen sehen, dass die beiden sich verlieben. Da es aber zu einfach wäre, wenn sie einfach zusammenkommen und dann ewig glücklich sind, benötigst du hier auch ein paar Szenen, die zeigen, dass noch nicht alle Voraussetzungen für das perfekte Liebesglück gegeben sind. Etwas muss brodeln, und die Leser*innen müssen sich fragen, wann es eskaliert und wie die beiden es schaffen, das zu überwinden.

Dieses Überwinden musst du am Ende der Geschichte zeigen. Es könnte eine Versöhnung nach einem Streit sein, nach einem Fehler, den einer der beiden begangen hat, oder sie räumen ein Missverständnis aus der Welt. Es ist jedenfalls die Szene, die die Frage beantwortet, die am Anfang aufgeworfen wurde: Kommen die beiden zusammen? Und die Antwort lautet: Ja, ab hier führen sie eine glückliche, erfüllte Beziehung.

Das ist ein grob skizziertes Beispiel, aber im Grunde beschreibt es schon eine funktionierende Geschichte. Wir wissen, was am Anfang, was in der Mitte und was am Ende passieren muss – aber nichts davon ist spezifisch. Es gibt mehr als genug Freiraum, den du mit deiner Kreativität ausfüllen kannst.

Eine weitere Sache sind die Emotionen, die deine Leser*innen. Bleiben wir beim Romance-Beispiel: Hier wollen die Leser*innen selbst Schmetterlinge im Bauch haben, wollen sich gemeinsam mit der Hauptfigur in den Love Interest verlieben, freuen sich vielleicht darauf, sich von einer spicy Szene anregen zu lassen.

Das sagt dir, dass du Szenen benötigst, die das Verlieben zeigen: das ein oder andere Date, liebevolle Gesten, intime Rituale, Szenen mit körperlicher Nähe und Spice. Aber bis die Liebenden am Ende final zusammenfinden, benötigst du auch kleine Alarmzeichen, also Hinweise auf Fehler, die die beiden jeweils machen könnten: etwas Falsches sagen, das bei der anderen Figur etwas hervorruft, oder etwas gut Gemeintes tun, das aber eine ganz andere Reaktion weckt etc.

Ich bin mir sicher, dass das für dich so beschrieben offensichtlich klingt. Trotzdem kenne ich nicht viele Autorinnen oder Autoren, die sich bei einer neuen Idee erst einmal überlegen, was denn die Leser*innen sich von dieser Geschichte wünschen würden. Stattdessen stürzen sich die meisten direkt ins Plotten oder Schreiben – und kommen oft an einen Punkt, an dem sie sich verzetteln und nicht mehr weiterwissen.

Was dir dieser Beitrag also im Grunde zeigen soll, ist: Wenn du bei einer neuen Idee damit anfängst, deine Content-Genres zu definieren und dich damit auseinanderzusetzen, was deine Leser*innen sich wünschen, bist du viel besser gerüstet, a) an der richtigen Stelle in die Geschichte zu starten, b) eine Geschichte zu schreiben, die funktioniert, und c) beim Schreiben und Überarbeiten nicht zu viel Zeit zu verlieren.

Long Story short

Fassen wir das Wichtigste zusammen:

Als Autorin oder Autor solltest du nicht nur die kommerziellen, sondern auch die inhaltlichen Genres deiner Geschichte kennen. Es sind diese Content-Genres, die dir zeigen, wie du eine für deine Leser*innen fesselnde Geschichte schreibst.

Fantasy und Science-Fiction sind leserorientierte oder kommerzielle Genres. Wenn du eine Science-Fiction- oder Fantasy-Geschichte schreibst, solltest du also trotzdem zumindest ein zentrales Content-Genre für deine Geschichte wählen, damit sie funktionieren kann.

Auch wenn du ein externes und ein internes Genre für deine Geschichte definierst, solltest du daraus ein Haupt-Genre wählen, das dir beim Schreiben und Überarbeiten als Kompass dient.

Du kannst dein zentrales Content-Genre herausfinden, indem du dich fragst, welche Rolle deine Hauptfigur übernimmt und wer oder was die antagonistische Kraft deiner Geschichte ist. Du kannst dir auch die zentrale Frage deiner Geschichte anschauen, dir das Thema deiner Geschichte bewusst machen oder deine Vergleichstitel analysieren, um dein zentrales Content-Genre zu finden.

Sobald du das zentrale Genre deiner Geschichte kennst, hilft es dir, ein Gerüst für eine Geschichte zu zeichnen, die funktioniert – inklusive der wichtigen Schlüsselszenen und wichtigsten inhaltlichen Elemente.

Wenn du nach diesem Beitrag neugierig bist, wie die Konventionen und Schlüsselelemente eines jeden Genres genau aussehen – die Checklisten dazu bekommst du in meinem Stil-Workshop „Genre-Magic 🪄“. Schau ihn dir doch mal an!  

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Definiere dein zentrales Content-Genre
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