Wie du entscheidest, welche Idee du als Nächstes schreibst

Heute geht es um eine Frage, die mir in den letzten Wochen häufig begegnet – erst vergangene Woche wieder bei Threads – und diese ist: Wie entscheide ich, welche Idee ich als Nächstes schreibe?

Ich finde es super, dass du dir die Zeit nimmst, genau darüber nachzudenken, welcher Idee du so viel von deiner Zeit schenken willst. Denn meiner Erfahrung nach heißt das, dass dir diese Idee so wichtig ist, dass dir beim Schreiben nicht die Luft ausgehen wird. Und die gute Nachricht ist: Ich kann dir bei der Entscheidung helfen.

Kleiner Hinweis am Rande: Dieser Blog ist die schriftliche Variante des „Schreiben mit Stil“-Podcasts. Wenn du dir die Tipps also lieber anhören möchtest – hier kommst du zur entsprechenden Episode:

Wenn meine Autor*innen im Coaching mit dieser Frage zu mir kommen, stelle ich gern einige Gegenfragen, und diese habe ich dir heute mitgebracht. Lass uns also anschauen wie du dich zwischen zwei oder mehr Ideen für eine entscheidest und wie du sichergehen kannst, dass die Idee, für die du dich entscheidest, groß genug ist, um einen ganzen Roman tragen zu können.

Welche Geschichte hilft dir, eine bessere Autorin, ein besserer Autor zu werden?

Ja, diese Frage ist etwas fies, denn sie setzt voraus, dass du deine Schreibfähigkeiten realistisch einschätzen kannst und dir bewusst bist, was du als Nächstes lernen willst. Immerhin kannst du dich auch als Autorin oder als Autor immer weiterentwickeln.

Nehmen wir also an, du hast bisher nur Geschichten aus der Sicht einer einzelnen Person geschrieben (single point of view). Eine deiner Ideen geht wieder in diese Richtung und eine andere wäre ein Versuch mit double point of view.

Erst- oder auch Zweitautor*innen rate ich, bei der „single point of view“-Erzählweise zu bleiben, denn so kannst du lernen, eine funktionierende Geschichte zu schreiben, ohne die Dinge durch zusätzliche Perspektiven zu verkomplizieren. Wenn du aber schon Erfahrung mit Erzählungen aus der Sicht einer einzelnen Figur hast, wäre eine Geschichte aus mehreren Perspektiven vielleicht eine Möglichkeit für dich, als Autor*in zu wachsen und deine Schreibfähigkeiten auszubauen.

Was willst du mit dem Schreiben dieser Geschichte erreichen?

Damit meine ich ganz einfach: Planst du, dich bei einer Agentur oder einem Verlag zu bewerben – oder willst du deine Geschichte im Selfpublishing veröffentlichen? Oder schwebt dir etwas ganz anderes vor, spielst du zum Beispiel mit dem Gedanken, mit einem Blog-Roman neue Leser*innen zu gewinnen?

Es kommt auf dein Ziel an, um abschätzen zu können, ob dein nächstes Schreibprojekt dafür geeignet ist. Zieh im Zweifelsfall die Idee vor, die dich deinem kurzfristigen Ziel näherbringt. Behalte aber auch deine großen Ziele im Blick, also was du dir auf lange Sicht für dein Autor*innenleben wünschst. Passen deine kurzfristigen Ziele dazu? Und kannst du mit deiner Entscheidung für oder gegen eine Geschichte jetzt schon einen Schritt auf dieses große, übergeordnete Ziel zu gehen?

Wenn du zum Beispiel eine Geschichte im Kopf hast, in der du großes Erfolgspotenzial siehst, aber du siehst dich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in der Lage, sie so zu Papier zu bringen, wie du es müsstest, stell sie besser zurück, lerne als Autor*in erst noch mit einem anderen Projekt dazu und lass diese Idee noch etwas reifen.

Welche Geschichte willst du als Nächstes schreiben?

Diese Frage klingt so selbstverständlich und offensichtlich, aber manchmal ist man als Autor*in so gehypt von einer neuen Idee, dass man schnell aus den Augen verliert, was man eigentlich die ganze Zeit über schon schreiben wollte.

Dabei ist es so wichtig, sich bewusst zu machen, welche Geschichte man tatsächlich schreiben will. Denn du kannst zwar eine spontane, tolle Idee für eine Geschichte haben, aber wenn du merkst, dass es dich zu viel Mühe kostet, diese Idee auszugestalten, dass der Spaß fehlt und es dich doch nicht so sehr an dein Notizbuch zieht, wie du es dir vorgestellt hast, dann fehlt dir am Ende auch die Motivation, diese Geschichte zu Ende zu bringen.

Du kannst diese Frage auch anders angehen. Versuche mal, dir vorzustellen, wie es dir in fünf Jahren gehen würde, wenn du eine Idee nicht schreibst. Wenn du dir denkst: „Das wäre vollkommen okay für mich“, ist diese Idee zum jetzigen Zeitpunkt wohl nicht die, der du deine Zeit und Aufmerksamkeit schenken solltest.

Oder wenn du dich fragst: „Wenn ich nur noch eine Geschichte schreiben könnte, bevor ich sterbe, welche würde ich unbedingt erzählen wollen?“ Das klingt makaber, ich weiß. Aber die Antwort zeigt dir, an welcher Idee aktuell dein Herz hängt.

Welche deiner Ideen ist am weitesten ausgereift?

Du kennst das bestimmt: Eine neue Idee überkommt einen oft wie ein Geistesblitz – aber nicht jeder dieser Geistesblitze ist gleich weit ausgereift. Mal hast du eine fast komplett ausgeformte Figur im Kopf, mit all ihren Wünschen und Zielen, und mal nur ein „Was wäre, wenn …“, das du noch nicht weitergedacht hast.

Wenn eine solche Idee zu deiner Auswahl gehört, kommt es darauf an, wie weit du sie ausfüttern kannst. Oft sind Autor*innen von ihren Ideen begeistert, arbeiten sie aber nicht ausreichend aus. Und bei unausgereiften Ideen ist leider oft das Problem, dass die Autor*innen keine Ahnung haben, was denn der zentrale Konflikt der Geschichte ist. Dann bleiben sie entweder beim Schreiben in der Mitte stecken oder, wenn sie bis zum Ende kommen, hängt der Spannungsbogen so durch, dass sie nicht wissen, wo sie beim Überarbeiten ansetzen sollen.

Eine Idee, die ausgearbeitet ist und in die ein authentischer Konflikt eingewebt ist, lässt sich dagegen viel leichter umsetzen, weil klar ist, was die Hauptfigur tun muss. Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn deine Idee noch nicht genug Futter hat, dass sie einen ganzen Plot tragen kann, lass sie besser noch etwas reifen und arbeite erst mal mit einer anderen Idee.

Welche Idee ist am originellsten und hat den stärksten Hook?

Originalität kannst du auf verschiedene Arten in deine Geschichte bringen. Sie muss also nicht so einzigartig sein, dass es dafür keinen Markt gibt, aber sie muss originell genug sein, dass sie deine zukünftigen Leser*innen oder vielleicht auch eine Agentur oder einen Verlag auf sich aufmerksam macht.

Die Frage ist also: Kannst du den ganz besonderen Aufhänger deiner Geschichte in einem Satz kurz und prägnant zusammenfassen, so, dass er Lust auf mehr macht? Und kombiniert mit Frage #4: Kannst du dieses Besondere zu einer ganzen Outline ausarbeiten?

Nur ein Ideenfetzen oder schon handfeste Idee?

Lass uns jetzt noch darüber sprechen, was du tun kannst, wenn du diese fünf Fragen durchgegangen bist und immer noch nicht weißt, für welche deiner Ideen du dich entscheiden sollst. Tut mir leid, ich muss es so klar sagen: Dann wirst du nicht drumherum kommen, dich mit jeder dieser Ideen noch etwas intensiver zu beschäftigen. Du musst dir anschauen, ob du nur einen Ideenfetzen oder schon eine handfeste Geschichtenidee hast.

Wenn du bis jetzt zum Beispiel nur weißt, dass du eine Geschichte über einen Dämon schreiben willst, oder über jemanden, der lernt, dass er zaubern kann, oder über jemanden, der als Koch arbeitet, ist das ein Ideenfetzen, aber da steckt noch keine Geschichte dahinter. Du musst diesen Ideenfetzen erst noch zu einer Geschichte weiterentwickeln.

Das heißt, du musst herausfinden, wer deine Hauptfigur genau ist, was sie will, warum sie das will und welchen Plan sie sich zurechtlegt, um das zu bekommen. Du musst dir überlegen, mit welchen Konflikten deine Hauptfigur konfrontiert wird, wenn sie sich daran macht, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Du musst wissen, was für sie auf dem Spiel steht, wenn sie das nicht schafft. Was kann sie gewinnen, was hat sie zu verlieren? Und du solltest dich fragen, welche Botschaft das alles deinen Leser*innen vermitteln soll. Erinnere dich an den Beitrag „Finde das Thema deiner Geschichte“: Was möchtest du mit dieser Idee sagen?

Okay, das war eine Menge Input zum Mitdenken. Eines ist mir noch wichtig: Egal, wie viel Zeit und Energie du in die Überlegung steckst, welche Idee du als nächstes schreibst – du kannst nicht vorhersagen, ob diese Geschichte am Ende Erfolg haben wird. Denn dazu gehört heutzutage leider so viel mehr, als eine stimmige, funktionierende Geschichte zu Papier zu bringen, und das meiste davon kannst du selbst nicht beeinflussen. In welcher Idee du am ehesten das Potenzial zu einem Bestseller siehst, sollte also nicht das einzige Kriterium sein, nach dem du dich für eine neue Geschichte entscheidest.

Long Story short

Die fünf Fragen, die du dir stellen kannst, um dein nächstes Schreibprojekt zu finden, sind:

Welche Geschichte hilft dir, eine bessere Autorin, ein besserer Autor zu werden?

Was willst du mit dem Schreiben dieser Geschichte erreichen?

Welche Geschichte willst du als Nächstes schreiben?

Welche deiner Ideen ist am weitesten ausgereift?

Welche Idee ist am originellsten und hat den stärksten Hook?

Du findest alle diese Fragen auch hier im Worksheet, das du dir als Dankeschön für deine Newsletter-Anmeldung direkt herunterladen kannst:

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