3 Elemente, die jeder Szenenanfang braucht

Wusstest du, dass es oft vor allem an fehlendem Kontext liegt, dass Leser*innen ein Buch abbrechen?

Geh mal von dir selbst aus: Hast du schon mal ein Buch gelesen, bei dem du beim Beginn einer neuen Szene keine Ahnung hattest, was hier gerade passiert? So ein richtiger „Habe ich was verpasst?“-Moment. Dann hast du vielleicht ein, zwei Seiten zurückgeblättert, um nachzuschauen, ob du ein wichtiges Detail überlesen hast, aber nein, hast du nicht. Eine solche Stelle verzeiht man als Leser*in vielleicht – es kommt darauf an, wie schnell einem das fehlende Puzzlestück dann doch noch nachgereicht wird. Aber mir geht es so, wenn das in einem Buch öfter vorkommt, dann lege ich es weg.

Das Problem, das hier auftritt, ist fehlender Kontext. Als Autor*in ist man so sehr in seiner Geschichte verhaftet, kennt nach zig Überarbeitungen alle Zusammenhänge bis ins Detail, dass man schnell aus dem Blick verliert, welche Infos die Leser*innen zu einem bestimmten Zeitpunkt haben oder brauchen – und welche nicht.

Für die Leser*innen, die eine Geschichte beim Lesen gerade erst kennenlernen, ist vieles nicht so offensichtlich wie für dich. Halte dir immer vor Augen, dass wir Menschen Geschichten lesen, weil wir in eine andere Zeit, in einen anderen Ort eintauchen wollen und durch die Augen einer anderen Person lernen wollen, wie wir uns in für uns ungewohnten Situationen zurechtfinden könnten. Deshalb muss das Leseerlebnis es möglich machen, in die Haut dieser anderen Person zu schlüpfen und die Geschichte durch sie selbst mitzuerleben. Um dabei keine Verwirrung aufkommen zu lassen, musst du deinen Leser*innen in jeder Szene durch entsprechenden Kontext helfen, sich in deiner Geschichte zurechtzufinden – und das gilt ganz besonders für Szenenanfänge.

In diesem Blogbeitrag stelle ich dir deshalb die Kontextelemente vor, die du am Anfang jeder Szene einbauen solltest. Und wir schauen uns an, wie eine bereits veröffentlichte Geschichte das umsetzt. Wenn du zufällig „Fourth Wing – Flammengeküsst“ von Rebecca Yarros im Regal stehen hast, mach hier gern kurz eine Pause und lies noch einmal die ersten zwei Seiten. Alternativ findest du auf der Verlagsseite von dtv eine Leseprobe.

Kleiner Hinweis am Rande: Dieser Blog ist die schriftliche Variante des „Schreiben mit Stil“-Podcasts. Wenn du dir die Tipps zu Szenenanfängen also lieber anhören möchtest – hier kommst du zur entsprechenden Episode:

Als kurze Zusammenfassung: Wir schauen uns nur die allerersten Absätze an. Hier sehen wir, dass die Hauptfigur, Violet Sorrengail, am Tag ihrer Einberufung in den Reiterquadranten mit einem Rucksack, der zu groß und zu schwer für sie ist, die Stufen zum Büro ihrer Mutter hinaufsteigt. Dass sie für das Reiterdasein körperlich im Grunde viel zu schwach ist, aber keine andere Wahl hat. Dass ihre Schwester versucht, sich noch ein letztes Mal für sie einzusetzen, aber die Entscheidung ihrer Mutter steht fest: Violet muss sich der Aufnahmeprüfung stellen und Reiterin werden.

Das ist der Anfang der allerersten Szene, und wir können hier einiges lernen. Starten wir also mit dem ersten wichtigen Kontextelement, das jede Szene – nicht nur die allererste in einem Buch – am Anfang braucht.

Wann und wo spielt diese Szene?

Das Allererste, das du deinen Leser*innen mitgeben solltest, ist, wann und wo die Szene spielt. Findet sie unmittelbar nach der vorherigen Szene statt? Ist das Story-Present nun fünf Monate später? Ist es derselbe Ort oder gab es einen Ortswechsel?

Diese Elemente – Zeit und Ort – solltest du in jeder Szene so schnell wie möglich klarstellen, am besten gleich im ersten Absatz, denn sie sind essenziell, um deine Leser*innen im Geschehen der Szene zu verankern.

Auch in „Fourth Wing – Flammengeküsst“ findest du diese Informationen direkt in den allerersten Sätzen. Hier heißt es:

     „Der Einberufungstag ist immer am tödlichsten. Vielleicht ist deshalb der Sonnenaufgang heute Morgen besonders schön – weil ich weiß, dass es mein letzter sein könnte.

     Ich zurre die Riemen meines Segeltuchrucksacks fest und stapfe die breite Treppe der steinernen Festung hinauf, die ich mein Zuhause nenne.”

Wir erfahren also sofort, dass die Protagonistin, in diesem Fall ist es Violet Sorrengail, zu Hause ist und dass dieses Zuhause eine Festung ist (das Wo). Und wir können uns direkt einen schönen, sonnigen Morgen vorstellen – und zwar den Morgen nicht irgendeines Tags, sondern des Einberufungstags (das Wann). Dass Violet einen Rucksack trägt, lässt uns an dieser Stelle schon vermuten, dass es ihr Einberufungstag ist. Ob das stimmt und zu was genau sie einberufen wird, wissen wir noch nicht. Wir erfahren es aber schon in den nächsten Absätzen.

Was denkt und fühlt die Hauptfigur?

Als nächstes solltest du deinen Leser*innen zeigen, wie es um den geistigen und emotionalen Zustand deiner Hauptfigur bestimmt ist. Was denkt und fühlt sie, wenn die Szene beginnt? Hat sie ihre Gedanken und Emotionen aus der vorherigen Szene mitgenommen? Oder was denkt sie, was sie in dieser Situation erwartet? Was erhofft sie sich?

Das festzulegen ist wichtig, weil es allem, was in einer Szene passiert, einen Kontext gibt. Außerdem hilft es dir, zu wissen, was deine Hauptfigur in dieser Szene antreibt und motiviert, was es dir leichter macht, ihr Verhalten authentisch und nachvollziehbar zu zeigen.

Den mentalen und emotionalen Zustand kannst du ganz einfach auf die folgenden zwei Arten darstellen: Du kannst deine Leser*innen in die Gedanken deiner Hauptfigur eintauchen lassen und durch ihre Gefühle und dadurch, wie sie diese selbst einordnet, zeigen, was sie bewegt. Und du kannst durch die Körperhaltung, Mimik und Gestik einen Aufschluss geben, mit welchen Gedanken und Emotionen deine Figur auf die jeweilige Situation trifft.

Du kannst diese beiden Punkte auch sehr gut verbinden, also die Gedanken deiner Hauptfigur mit Körpersprache, Mimik und Gestik untermalen. Wichtig ist hier aber immer, dass du deinen Leser*innen nicht einfach sagst, dass deine Hauptfigur verärgert ist. Du musst ihnen auch den Kontext geben, warum sie sich aufregt und welche konkreten Gedanken diese Emotion auslösen.

Damit deine Leser*innen ganz klar wissen, was Sache ist, solltest du außerdem darauf achten, keine austauschbaren Gesten zu verwenden, sowas wie ein Seufzen oder deine Figur den Atem ausstoßen lassen, von dem sie gar nicht wusste, dass sie ihn angehalten hat. Diese generische Körpersprache wird so oft verwendet, dass sie für sich allein genommen keine Emotion mehr ausdrückt. Du solltest hier Körpersprache verwenden, die ganz eindeutig für eine bestimmte Emotion spricht.

So schaffst du einen für deine Leser*innen klar definierten Gedanken- und Gefühlszustand, den du brauchst, weil er bestimmt, was in einer Szene auf dem Spiel steht. Die Gedanken und Gefühle deiner Hauptfigur zeigen, was sie in einer Szene gewinnen kann der zu verlieren hat – es geht also darum, warum es ihr wichtig ist, etwas zu erreichen. Wenn du dir unsicher bist, was in einer Szene auf dem Spiel steht, frag dich einfach:

Was glaubt deine Hauptfigur, was passieren wird, wenn sie Erfolg hat?

Was befürchtet sie, wird passieren, wenn sie scheitert?

Versuche, die Antworten darauf so konkret wie möglich für dich zu formulieren. Sag also nicht einfach: „Sie fühlt sich dann wie eine Versagerin.“, sondern male dir die möglichen Konsequenzen dieser Szene ganz klar aus:

Was passiert als nächstes, wenn deine Hauptfigur Erfolg hat?

was passiert als nächstes, wenn sie in dieser Situation scheitert?

Du solltest in diesem Zusammenhang klar die Hoffnungen und Ängste deiner Hauptfigur beschreiben, damit deine Leser*innen verstehen können, warum das, was passiert, für deine Hauptfigur wichtig ist. Das gibt ihnen das Gefühl, mit deiner Hauptfigur Erfolg zu haben, bzw. lässt es sie mit verzweifeln, wenn eine Situation schiefgeht.

Schauen wir uns also mal an, wie Rebecca Yarros das in den nächsten Absätzen von „Fourth Wing – Flammengeküsstr“ umsetzt:

      „Meine Brust hebt und senkt sich vor Anstrengung und als ich endlich den Korridor erreiche, der zum Büro von General Sorrengail führt, brennt meine Lunge. Das also haben mir sechs Monate intensiven körperlichen Trainings gebracht – dass ich es gerade mal sechs Treppenabsätze mit einem dreißig Pfund schweren Rucksack auf dem Rücken hochschaffe.

      Ich bin so was von am Arsch.

     Die zahlreichen Zwanzigjährigen, die vor dem Tor warten, um in ihrem erwählten Quadranten den Dienst anzutreten, sind die klügsten und stärksten in Navarre. Etliche haben sich seit ihrer Geburt auf den Reiterquadranten vorbereitet, auf die Chance, der Elite anzugehören. Ich hatte exakt sechs Monate Zeit.“

Wir bekommen hier einen ganz klaren Einblick, wie Violet sich fühlt: Ihre Brust hebt und senkt sich vor Anstrengung, ihre Lunge brennt. Sie ist körperlich eindeutig erschöpft. Und mental rechnet sie sich keine sonderlich großen Chancen aus, mit den anderen jungen Erwachsenen, die einberufen werden, mithalten zu können.

Wir erfahren auch direkt, warum: Weil sie, anders als die anderen, sich nicht schon ihr Leben lang auf die bevorstehende Aufgabe vorbereitet hat, sondern gerade mal ein halbes Jahr lang. Hier bekommen wir zwischen den Zeilen auch die alles überspannende Frage der Geschichte präsentiert: Wird Violet es schaffen, sich trotz eindeutiger Nachteile gegenüber der anderen zu behaupten? Und das fragen wir uns hier schon, obwohl wir noch nicht einmal wissen, was dieses Behaupten genau beinhaltet.

Was will die Hauptfigur erreichen?

Das dritte Element, das du deinen Leser*innen mitgeben solltest, ist das Ziel, das deine Hauptfigur in dieser bestimmten Szene verfolgt. Was will sie in dieser Situation erreichen, und warum ist das wichtig für sie?

Dieser Punkt ist für viele Autor*innen mit am schwierigsten umzusetzen, denn du musst hier für jede Szene zwei Ziele berücksichtigen:

Was will deine Hauptfigur erreichen, wenn die Szene beginnt?

Und was ist ihr Ziel nach dem auslösenden Ereignis der Szene?

Wenn du über die zweite Frage stolperst – hier geht es um den allgemeinen Aufbau einer Szene, den ich in einer anderen Folge mit dir durchgehen werde. Hier deshalb nur in Kürze: Jede Szene sollte einer Dramaturgie folgen, die im Kleinen der großen Romanstruktur ähnelt. Das heißt: Deine Hauptfigur startet mit einem Ziel in diese spezifische Situation. Etwas passiert, das sie herausfordert – das auslösende Ereignis der Szene – und auf dessen Grundlage sie die Situation neu bewerten muss. Das führt hin zu einem Mini-Höhepunkt der Szene, und der Ausgang dieser Auseinandersetzung setzt die Weichen für die nächste Szene.

Hinter den Fragen „Was will deine Hauptfigur in dieser Szene erreichen?“ und „Was wird ihr Ziel nach dem auslösenden Ereignis?“ steckt, dass deine Hauptfigur zu Beginn jeder Szene etwas tun muss. Sie muss aktiv sein und die Handlung damit voranbringen. Diese Handlungsfähigkeit ist nicht nur wichtig, weil sie den Spannungsbogen deiner Geschichte hält, sie hilft deinen Leser*innen auch wiederum, sich in deine Hauptfigur einzufühlen und mit ihr mitzufiebern.

Wenn du deine Szenen also richtig strukturierst, hat deine Hauptfigur in der vorherigen Szene eine Entscheidung getroffen, die Konsequenzen nach sich gezogen hat, die sie nun zu einer nächsten Handlung zwingen. Mit diesem Hintergrund solltest du also das Ziel, das deine Hauptfigur zum Start der neuen Szene hat, klar herausarbeiten. Und als Notiz am Rande: Dieses Ziel sollte zum roten Faden deiner Geschichte passen.

Ein Beispiel: Nehmen wir an, deine Hauptfigur macht sich am Ende der vorherigen Szene daran, von einem Tatort zu flüchten, aber jemand sieht sie und nimmt die Verfolgung auf. In der nächsten Szene ist das Ziel deiner Hauptfigur also ganz klar, dass sie dem Verfolger entkommen will.

In „leiseren“ Szenen, die nicht so vollgepackt mit Action sind, ist das Folgeziel aber nicht immer so offensichtlich. Dann ist es dein Job als Autor*in, es deinen Leser*innen klarzumachen.  

So oder so solltest du deine Hauptfigur ihr Anfangsziel zu Beginn einer Szene klar benennen lassen, damit deine Leser*innen wissen, was in der kommenden Situation wichtig ist, also worauf sie achten müssen.

Schauen wir uns das also in unserem Beispiel, „Fourth Wing – Flammengeküsst“ an:

     „Die Wachen, die mit ausdruckslosen Mienen den breiten Flur am Ende der Treppe säumen, vermeiden es, mich anzusehen, als ich an ihnen vorbeigehe, aber das ist nichts Neues. Außerdem – ignoriert zu werden ist das bestmögliche Szenario für mich.

     Das Basgiath War College ist dafür bekannt, nicht gerade nett zu sein zu … na ja, eigentlich zu niemandem, auch nicht zu denen, deren Mütter hier das Sagen haben.

     Jeder navarrianische Offizier, egal ob er sich zum Heilkundigen, Schriftgelehrten, Infanteristen oder Reiter ausbilden lässt, wird drei Jahre lang innerhalb dieser grausamen Mauern zu einer Waffe geformt. Diese wird dazu dienen, unsere bergigen Grenzen vor den gewalttätigen Invasionsversuchen des Königreichs Poromiel und seinen Greifenreitern zu schützen. Die Schwachen überleben hier nicht, schon gar nicht im Reiterquadranten. Dafür sorgen die Drachen.

     »Du schickst sie in den sicheren Tod!«, dröhnt eine vertraute Stimme durch die dicke Holztür und ich schnappe nach Luft. Es gibt nur eine einzige Frau auf dem Kontinent, die töricht genug ist, der Generalin gegenüber ihre Stimme zu erheben, allerdings müsste sie gerade mit dem Ostgeschwader an der Grenze sein. Mira.

     Die Antwort ist nur gedämpft zu hören und ich greife nach der Klinke.

     »Sie hat nicht die geringste Chance«, ruft Mira in dem Augenblick, als ich die schwere Tür aufstoße, wobei sich das Gewicht meines Rucksacks nach vorn verlagert und ich ins Straucheln gerate. Shit.

     Die Generalin flucht hinter ihrem Schreibtisch und ich klammere mich schnell an der Rückenlehne einer weinroten Polstercouch fest, um mein Gleichgewicht wiederzuerlangen.

     »Verdammt, Mom, sie kommt ja noch nicht mal mit ihrem Rucksack zurecht«, faucht Mira und eilt zu mir.

     »Mir geht’s gut!« Meine Wangen glühen vor Scham und ich zwinge mich dazu, mich aufzurichten. Mira ist erst seit fünf Minuten zurück und versucht schon mich zu retten. Weil du gerettet werden musst, du Dummkopf.

     Ich will das nicht. Ich will diesen ganzen Reiterquadranten-Mist nicht. Ist ja nicht so, dass ich Todessehnsucht hätte. Ich wäre besser dran gewesen, wenn ich den Aufnahmetest am Basgiath vergeigt hätte und direkt zur Armee gegangen wäre, so wie der Großteil der Einberufenen. Aber ich komme mit meinem Rucksack zurecht und ich werde mit mir selbst zurechtkommen.“

Wir wissen nun also, dass Violet sich am Einberufungstag für den Reiterquadranten qualifizieren muss. Wir wissen, dass ihre Chancen nicht die besten sind, weil sie ihren Mitanwärtern körperlich weit unterlegen ist. Wir erfahren, dass es nicht ihre Entscheidung war, sich unter diesen schlechten Voraussetzungen dafür zu melden, sondern der ihrer Mutter (die selbst eine ranghohe Reiterin ist), und dass sie keine andere Wahl hat, als sich diesem Schicksal zu fügen.

Wir erfahren auch, was für Violet auf dem Spiel steht, wenn sie es nicht schafft, Reiterin zu werden: nichts Geringeres als ihr Leben. Und obwohl sie klar sagt, dass sie die Ausbildung zur Reiterin nicht will, wecken die Worte ihrer Schwester hier schon einen ersten, trotzigen Kampfgeist in ihr (der sich im weiteren Verlauf des Streitgesprächs mit der Mutter noch verstärkt): „Ich werde mit mir selbst zurechtkommen.“ Allen Widrigkeiten zum Trotz ist ihr Ziel also, Reiterin zu werden, denn der Tod ist für sie keine Alternative.

Dieser Kontext ist wichtig, weil er uns die Dramatik von Violets Situation aufzeigt: Sie muss Reiterin werden, obwohl sie es nicht will. Sie muss sich gegen Mitanwärter durchsetzen, obwohl sie ihnen körperlich unterlegen ist. Das alles, um um die Anerkennung einer Mutter zu kämpfen, die ihr nie wirklich welche gezollt hat. Aber sie hat keine Wahl, denn die einzige Alternative wäre der Tod.

Am Ende dieser Szene folgt die nächste Szene, in der die Autorin wieder die gleichen kontextuellen Elemente einbringt: den Schauplatz, Violets mentale und emotionale Verfassung und was für sie auf dem Spiel steht, also ihr Ziele und damit ihre Motivation.

Stell dir mal vor, es hätte diesen Einstieg in die Geschichte nicht gegeben und die Handlung hätte direkt damit eingesetzt, dass sie bei der ersten Prüfung bei Gewitter über ein Viadukt balancieren muss, das eine todbringende Schlucht überspannt. Ohne den Kontext würden wir uns nicht so sehr für Violets Schicksal interessieren. Es wäre eine spannende Szene, die aber keine weitere Bedeutung für uns hätte, weil uns nicht erklärt wurde, warum es für Violet so wichtig ist, dass sie es auf die andere Seite schafft.

Long Story short

Fassen wir also noch einmal zusammen:

1) Jede Szene braucht direkt zu Beginn Kontext, der die Leser*innen an die Hand nimmt und ihnen verrät, warum das, was gleich passieren wird, wichtig ist. Gibst du ihnen diesen Kontext nicht, läufst du Gefahr, sie zu verwirren und aus dem Lesefluss zu reißen.

2) Den Kontext gibst du ihnen durch drei wichtige Elemente: Verrate ihnen, wo und wann eine Szene spielt, zeig ihnen, was deine Hauptfigur denkt und fühlt, und gib ihr ein klares Ziel, indem etwas ganz Bestimmtes für sie auf dem Spiel steht.

Denk immer daran, dass Leser*innen, die nicht wissen, was passiert, wo es passiert oder warum, anfangen werden, die Lücken selbst zu füllen. Das kann nur zu Verwirrung führen, und verwirrte Leser*innen legen dein Buch recht schnell zur Seite.